Luftbefeuchter gegen trockene Raumluft
In Ländern wie Kanada und den USA gehören elektrische Luftbefeuchtungssysteme zum Haushalt wie Fernsehen und Radio. Aufgrund des Klimawandels und den damit verbundenen längeren Heizperioden werden sie auch bei uns nun zunehmend nachgefragt, denn die mit den kalten Aussentemperaturen verbundene zu trockene Luft schadet nicht nur Holzböden und Mobiliar, sondern lässt auch die Schleimhäute austrocknen und erhöht damit die Gefahr von Infektionen.
Doch was tun, wenn das Hygrometer 30% und weniger relative Luftfeuchtigkeit anzeigt?
Um die für eine gute Gesundheit notwendige relative Luftfeuchtigkeit von 40-60°C ( man spricht hier von einem so genannten Komfortbereich der Raumluftfeuchte) zu erreichen, helfen oft nur elektrisch betriebene Luftbefeuchter.
Hier tummeln sich verschiedenste System auf dem Markt, deren Wirkungsweise wir nachfolgend einmal erläutern möchten:
Zimmerspringbrunnen
Wegen ihres Aussehens sehr beliebt sind Zimmerspringbrunnen, die mittels Ultraschall Wasser in kleinste Tröpfchen zerstäuben und so die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Allerdings wird der augenscheinliche Wellnesscharakter eines solchen Brunnens doch stark getrübt. Die „DMW Deutsche Medizinischen Wochenzeitschrift“ berichtete im Frühjahr über 14 Patienten, die über Fieber, Husten und Übelkeit klagten. Untersuchungen in der Zusamklinik in Zusmarshausen zeigten nach langer Suche, dass die Patienten allergisch auf Befeuchterwasser reagierten. 12 der Patienten litten an einer exogen-allergische Alveolitis (Befeuchterlunge) und 2 an Befeuchterfieber (toxische Alveolitis).
Ursächlich waren deren ultraschallbetriebene Zimmerspringbrunnen. Bei einer Verunreinigung des Wassers gelangen so genannte Endotoxine in die Luft und damit in die Atemwege. Sporen, Keime und Viren reizen diese. Darüber hinaus werden durch den Ultraschall ursprünglich nicht lungengängige Partikel und Allergene „zerbröselt“ und gelangen so bis tief in die Lungenbläschen. Allergische und toxische Reaktionen sind die Folge.
Tests der Zusamklinik haben auch gezeigt, dass trotz der laut Bedienungsanweisung vorgeschriebenen Verwendung von sterilisiertem oder entmineralisiertem Wasser Bakterien, Schimmelpilze oder Hefen im Befeuchtungswasser zu finden waren. Die Endotoxin-Konzentration lag mit durchschnittlich 4444 EU/ml deutlich über dem Richtwert von 50 EU/ml..
Vernebler / Zerstäuber / Ultraschall-Luftbefeuchter
Der jüngste Luftbefeuchter-Test von ÖKOTEST (Ausgabe 11/2006) hat es wieder gezeigt. Ultraschallvernebler sind unter den als „gut“ getesteten Luftbefeuchtern nicht zu finden. Lediglich eine Kombination aus Luftbefeuchtung in Verbindung mit einer Aufheizung des Wassers war unter den Verneblern akzeptabel. Alle anderen waren nach Einschätzung von Ökotest nur ausreichend und schlechter. Schuld daran ist in erster Linie das Hygieneproblem, das wir am Beispiel der Zimmerbrunnen bereits erläutert haben.
Ultraschallvernebler sind preislich attraktiv und verbrauchen nur wenig Strom. Allerdings benötigen Sie bei hartem oder kalkhaltigem Wasser so genannte Entkalkungspatronen, die regelmäßig ersetzt werden müssen. Zudem katapultieren sie mit den Wassertröpfchen auch die Mineralstoffe des Wassers mit in die Luft, was bei kalkhaltigem Wasser zu weissen Ablagerungen auf den Möbeln führt. Wer Haustiere hat, sollte auf den Einsatz von Ultraschall-Luftbefeuchtern verzichten. Für das menschliche Ohr meist nicht hörbar, erzeugen sie im Betrieb ein extrem hohes Geräusch, das Tiere stören könnte.
Verdampfer / Dampf-Luftbefeuchter
Das Prinzip ist denkbar einfach. Wasser wird bis zum Siedepunkt erhitzt und so fast steril verdampft. Dieser Wasserdampf befeuchtet die Raumluft. Im Anschaffungspreis liegen diese Geräte recht günstig bei 30 – 50 EUR. Allerdings muss bei längerem Betrieb der Stromverbrauch ins Kalkül gezogen werden. Bei einem Stromverbrauch von rund 300 Watt sind dies gut und gerne EUR 1,50 am Tag.
Damit Wasser effektiv verdampfen kann, ist eine hohe Leitfähigkeit des Wassers erforderlich. Bei weichem Wasser ist die Leitfähigkeit zu gering, der Stromverbrauch hoch und die Befeuchtungsleistung unbefriedigend.
Verdunstungsluftbefeuchter
Diese Luftbefeuchter arbeiten bei geringem Stromverbrauch mit einem Ventilator, der die angesaugte trockene Raumluft über eine durch Filtermatten oder rotierende Scheiben künstlich erzeugte große Wasseroberfläche führt und die so befeuchtete Luft in die Raumluft bläst.
Das Prinzip der Verdunstung hat einen für die Gesundheit positiven Nebeneffekt. Es reinigt die Luft gleichzeitig von Staubpartikeln und allergenen Partikeln. Allerdings ist der Wirkungsgrad dieser Luftreinigung mit rund 70% im lungengängigen Partikelbereich eher der allgemeinen Gesundheitsvorsorge dienlich – für Allergiker oder Asthmatiker ist diese jedoch absolut nicht ausreichend. (Zum Vergleich: HEPA-Luftreiniger, die allerdings die Luft nicht befeuchten, sondern nur reinigen, haben hier einen Wirkungsgrad von 99,9%).
Damit keine Keime an die Luft abgegeben werden, ist bei jedem System die Hinzugabe von „Hygienemitteln“ erforderlich. Die Hersteller arbeiten hier mit unterschiedlichen Möglichkeiten.
- Es muß regelmäßig ein flüssiger chemischer Zusatz ins Befeuchterwasser gegeben werden. ÖKOTEST hält flüssige Hygienemittel, die den Konservierungsstoff BENZALKONIUMCHLORID enthalten, allerdings gesundheitlich für bedenklich, da Bestandteile des Hygienemittels in die Raumluft gelangen können.
- Die Verdunstungsfilter sind herstellerseitig antibakteriell beschichtet. Hier besteht in der Regel nur eine höchst geringe Gefahr, dass Bestandteile dieser Beschichtung in die Raumluft gelangen.
- Dem Befeuchtungswasser wird kolloidales Silber in Form eines Stabes zugesetzt. Die Silberionen sind gesundheitlich unbedenklich und töten Keime und Sporen wirkungsvoll ab. Kolloidales Silber wurde bereits von den alten Ägyptern zur medizinischen Anwendung eingesetzt und ist heute aus der Behandlung z. B. neurodermitiskranker Haut nicht mehr wegzudenken (sog. Silber-Wäsche).
Egal für welches Befeuchtungssystem man sich entscheidet. Folgende Hinweise gelten für alle in gleichem Maße:
- Sauberkeit ist ein Muss. Luftbefeuchter müssen regelmäßig gereinigt werden. In der Regel ein Mal pro Woche, spätestens alle 14 Tage. Es sollte also darauf geachtet werden, dass die Bauteile einfach und ohne viele „Ecken und Kanten“ am besten in der Spülmaschine gereinigt werden können.
- Kein wirksames Befeuchtungs-System kommt ohne Folgekosten aus. Stromverbrauch, Hygienemittel und spezielle Reiniger sowie der Austausch von Filtermatten können ganz schön ins Geld gehen. Deshalb berücksichtigen Sie neben dem Anschaffungspreis auch die Betriebskosten. -
- Machen Sie die Auswahl des Systems nicht davon abhängig, ob Sie Duftzusätze in das Befeuchtungswasser geben können oder nicht. Ätherische Öle im Befeuchtungswasser verschmutzen das Gerät zusätzlich. Einfacher ist die Verwendung einer Duftkerze oder einer Duftöl-Lampe.
- Sparen Sie nicht an der Leistung. Für die Grössenwahl des Luftbefeuchters ist nicht die Wohnfläche entscheidend, sondern der Rauminhalt an Luft. Sofern Flächenangaben in m2 gemacht werden, beziehen sich diese immer auf Räume mit normaler Deckenhöhe (ca. 2,4m). Offene Treppenhäuser, Altbauten etc. können leicht dazu führen, dass ein in der Leistung zu klein bemessener Luftbefeuchter an kalten Wintertagen schnell an seine Grenzen kommt und nicht ausreichend befeuchtet.
- Kontrollieren Sie die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer. Mit Ausnahme von Luftbefeuchtern, die nach dem Verdunstungsprinzip arbeiten, kann die Luft überbefeuchtet werden. Relative Luftfeuchtigkeiten von mehr als 60% erhöhen jedoch die Milbenpopulation und fördern das Wachstum von Schimmelpilzen.
- Einige Geräte auf dem Markt besitzen ein eingebautes Hygrostat, mit dem die Laufzeiten des Luftbefeuchters reguliert werden können. Dies spart Energie und ermöglicht einen effizienten Einsatz des Luftbefeuchters. Allerdings wird die Luftfeuchtigkeit am Lufteintritt oder Luftaustritt des Gerätes gemessen. Dieser Wert muss nicht relevant sein für den gesamten Raum oder den Raumbereich, der eine bestimmte Luftfeuchtigkeit erfordert. Der Einsatz eines unabhängigen separaten Hygrometers ist daher zu empfehlen.